Hallo, für mich ist mein Leben emotional am Limit.
Mein Sohn ist seit er 16 wurde in einem starken Abnablungsprozess, zwischenzeitlich 17.
Ich erfahre seither totale Ablehnung mit viel Streit und vielen Vorwürfen. Anstelle dass es durch Gespräche besser wird, wird es nur schlechter. Es geht für mich über normales pubertäres Verhalten hinaus, weil er sehr verletzend ist.
Wir haben viel Streit um
Alltagsgeschehnisse, es fängt bereits beim Aufstehen an. Es klappt einfach nicht. Er kommt keinen Verpflichtungen nach, ist unzuverlässig, fühlt sich mit allem und jedem angegriffen, reagiert völlig überreizt, aggressiv und beleidigend. Droht nun mit Auszug und straft mich mit Ablehnung und Ignoranz.
Wir sind an sich eine intakte Familie in gutem sozialem Umfeld, können alles ermöglichen - wie aktuell den Führerschein zum begleiteten Fahren. Fördern im Sportverein und lassen ihn in der Schule in Ruhe, da läuft es mit wenig Engagement mittelmäßig, was ihm reicht.
Die einzelnen Streite gehen vielleicht um Banalitäten, arten aber immer aus, ziehen sich tagelang und sind einfach für mich in der Summe der Dinge emotional nicht mehr auszuhalten. Ich weiß mir nicht zu helfen und fühle mich gebrochen.
vielleicht fühlt jemand gleich oder hat einen guten Tipp für mich.
Danke fürs Lesen
Hallo JungenMama,
es ist gut, von dem Beziehungsband zwischen Ihnen und Ihrem Sohn zu lesen: "tief im Inneren ein festes Band". Das ist schon eine Ansage. Wenn Sie mich fragen, vermittelt diese Ansage per se eine Zuversicht und eine gute Prognose! Trotz allem, was gerade zwischen Ihnen liegt. Vieles, was früher zur Stabilisierung diese Bandes beigetragen hat, scheint mittlerweile bei Ihrem 16-Jährigen nicht mehr das geeignete Mittel zu sein, also Gesellschaftsspiele, Kinoabende & Co. Schade und ist gleichzeitig einfach so und sozusagen die aktuelle Wirklichkeit. Nicht in Stein gemeißelt.
Wissen Sie, was mir beim Lesen Ihrer Zeilen direkt ins Auge gesprungen ist? Dass er den Müll ohne Aufforderung ab und an mitnimmt und Ihnen damit einen Weg abnimmt. Nix Großartiges, jedoch nicht zu vernachlässigen. Ein Zeichen dafür, das auch er nach wie vor etwas von diesem Band verspürt. Bestimm bedanken oder loben Sie ihn dafür. Ein kleines "schön, dass du..." Oder?
Lob hilft mehr als Strafe. Ist auch der konstruktivere Ansatz, zumindest fürs Erste. Meine Idee: Suchen Sie einmal am Tag nach etwas, wofür Sie ihn kurz loben können. Ja, manchmal muss man suchen, ihn bei etwas "erwischen", meist findet man jedoch etwas. Dabei ist nix vergeben, jedoch Einiges möglich. Was meinen Sie? Vielleicht ist's ja einen Versuch wert?
Viele Grüße und einen schönen Abend,
bke-Lorenz Bauer
Hallo Stephan,
danke für deine Antwort.
Um auf deine Frage zum Beziehungskonto einzugehen. Ja, wir habe tief im Inneren ein festes Band, aber dennoch ist die Beziehung im Ungleichgewicht. Ich will schöne Momente schaffen, gerne auf neutralem Boden, aber in der Regel hat er dafür keine Zeit.
Wir lieben Gesellschaftsspiele, aber er nimmt schon lange nicht mehr teil, ich biete es aber immer wieder an. Kino-Abend zuhause, ein Eimer Popkorn dazu - machen mein Mann und ich nun allein.
Er muss gar nicht Zuhause machen, zumindest hat er keine festen Jobs. Ich finde das völlig in Ordnung und heißt nicht, dass er nichts kann. Manchmal -sehr selten- überrascht er mich, dass er den Müll den ich schon vor der Tür drapiere, auch tstsächlich mit zur Tonne nimmt und ich nicht extra laufen muss. Ich habe nun sein Taschengeld erhöht. Ich finde bestrafen falsch, so treibe ich ihn doch noch weiter von mir weg.
Um es zusammenzufassen, glaube ich deutlich mehr zu leisten und wenig bis gar nichts zurück zu bekommen. Es sind die Emotionen, in denen ich spüre, wie sehr er mich ablehnt und vielleicht ein Stück zur Hölle wünscht, was ich an seinem wütenden Gesicht ablesen kann.
es kann sein dass es die Zeit bringt, aber ich hab das Gefühl, wir kommen da nie an.
Woe lang dauert diese Phase? Kann man hoffen, dass es wieder wird? Ich bin immernoch recht ratlos, auch wenn ich lese, dass es anderen genauso oder ähnlich geht, aber am Ende ist es kein Trost. Denn ich wünsche keiner Mama, dass sie so fühlen muss.
Herzlichst, die JungenMama
Hallo Milkho,
willkommen im Elternforum der bke-Onlineberatung. Ihnen und JungenMama geht es ähnlich. Und vielen anderen sicher auch. Manche Jungs sind in der Pubertät so. Und ich verstehe sehr, wie anstrengend das sein kann. Jetzt haben Sie eine Idee, um die Situation zu verbessern und Ihren Sohn nicht mehr dauernd bitten und auffordern zu müssen. Es würde mich und sicher auch andere hier freuen, wenn Sie berichten würden, ob es dadurch einfacher geworden ist.
Können Sie mit meiner Idee, dem Beziehungskonto, etwas anfangen?
Ihnen viele Grüße
bke-Stephan-Bäcker
Hallo,
ich bin neu in diesem Forum. Mir ergeht es leider genauso. Mein Sohn ist Jahrgang 2008. Seit Januar 17. Ich habe insgesamt vier Kinder und er ist mein jüngster Sohn. In der Erinnerung habe ich mit den anderen Kindern (2002 und 2004) nicht diese Kämpfe gehabt. Wobei meine Tochter (2002 ) mich an die schrecklichen Konflikte die ich auch mit Ihr hatte erinnerte. Ich kann all Deine Aufzählungen unterschreiben. Ich fühle mich wie eine Dauerberatungstante. Immer auf der Hut, Ihm hinter herzuräumen. Ihn zu erinnern zu ermahnen. Wenn ich Ihn nicht daran erinner, dass er zum Theorieunterricht / Fahrschule soll. Geht er nicht. Die Erziehungsberatungsstellte teilte mir mit, lassen Sie Ihn machen die Außenwelt wird ihm reflektieren, dass es so nicht geht. Für mich ist trotz Erziehungserfahrung es schwierig diese Abgrenzung vorzunehmen, da es letztendlich zum Teil mich dann als Bumerangeffekt wieder trifft und ich es unfassbar finde wie er so durchs Leben schlürft.
Ich bin Erziehungsmüde und habe trotzdem immer wieder Herausforderungen und Diskussionen und Streitereien mit Ihm, da ich eben nicht lassen kann.
Bei uns wohnt 2 Häuser weiter. Eine Familie mit einem Sohn im gleichen Alter. Seit letzter Woche liegt ein Regal im Regen. Die Aufgabe für den Sohn lautet: Bau es auseinander. Dies teilte mir die Mutter und Nachbarin genervt am Mittwoch mit. Heute früh lag es immer noch unverrichteter Dinge da. Inzwischen zerfällt es langsam durch den Regen in seine einzelnen Bestandteile. Der Anblick amüsiert mich immer leicht und erleichtert mich auch irgendwie.... es scheint wohl normal zu sein. Trotzdem zerreißt mich der Zustand emotional und ich schwelge in Erinnerungen als ich meinen Sohn früher zum Sport gebracht habe und wir Harmonie leben konnten. Vielleicht helfen Dir meine Worte. Ich habe jetzt das Taschengeld per Dauerauftrag gelöscht. In Zukunft gibt es von mir nur noch wöchentlich das Geld persönlich von meiner Hand in seiner Hand, wenn er die Aufgaben für die Gemeinschaft Familie erfüllt hat. Er wird ab sofort zwei Wochentage verbindlich übernehmen. Nach getaner Arbeit gibt es das Geld vorher nicht. Wir hatten immer wieder verschiedene Konzepte versucht. Ich finde dies letztendlich die beste Lösung ... vielleicht hilft es.
Hallo JungenMama,
Ihr Posting ist leider schon ein paar Tage unbeantwortet hier. Dafür bitte ich Entschuldigung, Irgendwie ist es überlesen worden. Das kommt selten vor, jetzt ist es passiert. Wir sind zum Glück keine Beratungs-Bots, aber der Nachteil ist, dass dies deshalb vorkommen kann. Jetzt möchte ich Sie im Elternforum willkommen heißen. Mein Nickname ist bke-Stephan-Bäcker und ich gehöre zum Moderationsteam.
Sie haben viele Auseinandersetzungen mit Ihrem 17-jährigen Sohn und denken, dass dies die "normalen" Pubertären Auseinandersetzungen überschreitet. Und Sie wissen nicht, was Sie tun können.
Ich frage erst einmal nach Ausnahmen: Gibt es die? Gibt es Situationen, wo Sie Kontakt mit Ihrem Sohn haben und es ok bis ganz gut läuft? Sie sogar zusammen mal Spaß haben? Falls ja, was ist da anders?
Ein Bild, das ich hier schon in anderen Zusammenhängen beschrieben habe, fällt mir auch bei Ihnen ein: Angenommen, die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Sohn wäre ein Bankkonto, dann ist dieses Konto vermutlich gerade überzogen. Jedes Abheben, also jeder Streit, führt dazu, dass das Minus noch stärker wird. Es müsste also etwas eingezahlt werden, damit eine Abhebung zu verschmerzen ist und nicht gleich so weh tut. Dummerweise müssen wir Eltern zunächst einzahlen. Ich habe gelesen, das sie das schon machen. Führerschein, Sport, selbstständig werden lassen .... Was mir vorschwebt: Gibt es Unternehmungen, gemeinsame (frühere?) Interessen, die Ihr Sohn mit Ihnen machen würde? Auch wenn er es eigentlich gerade nicht "verdient" hat? Kino, Pizza backen, Rad fahren, Spazieren gehen, ... Aktionen, ohne Gespräche (sollte sich dennoch eines ergeben, prima, ist aber kein "muss"), einfach so, um zu zeigen: Du bist mir wichtig. Wichtiger, als unsere Auseinandersetzungen. Ich bin gespannt, ob etwas möglich ist.
Es gibt bestimmt noch andere Ideen, ich habe sicher auch noch welche, vielleicht auch die anderen Eltern hier?
Ich freue mich auf Ihre Antwort,
viele Grüße
bke-Stephan-Bäcker